Es gibt kein Verhütungsmittel, das beim GV und AV besser vor sexuell ansteckenden Krankheiten schützt, als Kondome. Was aber, wenn der Schutzfaktor selbst zum Problem wird? Eine Latexallergie ist keine so große Seltenheit, wie man allgemein hin annehmen möchte. Laut Angaben des Deutschen Allergie Asthmabund e.V. reagieren rund 2 % der Deutschen mit gesundheitlichen Problemen auf Naturlatex. Wer im medizinischen Bereich auf Latexhandschuhe angewiesen sei, habe sogar fünf- bis achtmal häufiger Beschwerden.
Woran liegt das? Woran lässt sich eine entsprechende Allergie erkennen? Und was bedeutet das für die richtige Wahl beim Kondomkauf?
Welche Eigenschaften machen Latex zum gelungenen Kondommaterial?
Kautschuk ist kurz gesagt eine jahrhundertalte Allzweckwaffe: Schon die Maya und die Azteken nutzen es als wasserabweisende Quasi-Socke oder in Form eines Balls für rituelle Spiele. Gegen Syphilis oder Tripper half das freilich wenig. Für die schönste Nebensache der Welt musste etwas anderes her. Allerdings waren die damaligen Präservative aus Tierblasen und -därmen oder Marke Eigenbau nicht der Renner.
Erst der US-Amerikaner Charles Goodyear hat die Menschen davor bewahrt, sich durch Geschlechtskrankheiten auf die Liste der bedrohten Arten zu kopulieren: Goodyear erfand das Verfahren der sogenannten Vulkanisation.
Das ermöglicht aus hartem Kautschuk elastisches Gummi herzustellen. Damit war der Verkehr sichergestellt: Neben (Auto-)reifen aus Hartgummi wurde auch das Kondom geboren. Ab 1870 ging Goodyears „Gummi“ in die Serienfertigung. Damals war es noch 2 Millimeter dick. Heute, nach etlichen Verbesserungen, sind es nur noch bis zu 0,02 gefühlsechte Millimeter.
Außer in Kondomen ist Latex in Gummihandschuhen, Anti-Rutschsocken, Luftballons, Atemmasken, Schwimmbrillen, Katheter, Ohrstöpsel, Kaugummi oder auch Verschlusskappen von Getränkeflaschen zu finden.
Warum reagiert man(n) unter Umständen allergisch auf Latex?
Der Auslöser für eine Latexallergie ist in den wasserlöslichen Eiweißen des Naturkautschuks zu finden. Diese lösen sich aufgrund von Hautkontakt sowie durch Sekrete und Schweiß, bevor sie von der Haut oder den Schleimhäuten absorbiert werden.
Sobald sie vom körpereigenen Immunsystem bemerkt werden, kommt es zu einer Abwehrreaktion. Tendenziell umso häufiger, je mehr und länger man(n) mit Latex in Berührung kommt. Was also nicht nur bei der Benutzung von Kondomen, sondern auch von Handschuhen oder anderen latexhaltigen Haushaltsgegenständen und -geräten der Fall sein kann.
Was sind die Symptome für eine Latexallergie?
Bei einer Allergie gegen Latex können zwei verschiedene Reaktionsweisen auftreten:
- Die direkte Reaktion (hält circa einen Tag an):
Hierbei entstehen in vergleichsweise kurzer Zeit (in etwa einer Stunde) Hautrötungen, Quaddeln und / oder Schwellungen. Darüber hinaus können ein verstärkter Juck- und Niesreiz sowie Fließschnupfen auftreten. Handelt es sich um schwere Fälle, sind zudem Atemnot und allergische Schocks denkbar.
- Die verzögerte Reaktion (hält teilweise mehrere Tage an):
Auch bei dieser Variante gehören Juckreiz, Schwellungen und / oder Rötungen zu den Symptomen, wenngleich diese meist erst nach einiger Zeit auftreten. Im Gegensatz zu den Folgen der direkten Reaktion klingen die oben beschriebenen Probleme nicht ganz so zügig ab.
Und auch ihre Ursache ist häufig etwas anders gelagert (s. nächster Abschnitt).
Ist die gefühlte Latexallergie wirklich eine Latexallergie?
Reagiert man(n) allergisch auf Kondome, ist eine Latexallergie eine naheliegende Angelegenheit. Allerdings muss dabei nicht zwangsweise das Naturlatex das Allergen sein – genauso gut kommen andere Inhaltsstoffe, die bei der Produktion verwendet werden, infrage.
Dazu zählen unter anderem
Weichmacher | Vulkanisationsbeschleuniger | Füll- und Konservierungsstoffe |
Zusätzlich gibt es weitere Stoffe wie Benzocain oder Nonoxynol-9, die sich extra und absichtlich in Kondomen befinden, und ebenfalls allergische Reaktionen auslösen können.
Im Zweifelsfall ist ein Allergietest bei einem fachkundigen Mediziner die beste Wahl.
Denn er ermittelt mithilfe eines Blut-, Haut- oder Provokationstests vergleichsweise unkompliziert, welche konkrete Allergieform vorliegt und wie sie idealerweise behandelt werden sollte.
Welche Kondome können stattdessen benutzt werden?
Sobald geklärt ist, dass die Beschwerden wirklich vom Naturlatex und nicht von anderen Stoffen stammen, ist eine Anpassung beim Kondomkauf die beste Methode für gelungenen und vor allem angenehmen Sex.
Hier kommen vor allem Varianten aus Polyurethanen und aus Polyisopren infrage.
Beide besitzen den Vorteil, dass sie als synthetische Materialien keine potenziell allergenen Proteine enthalten und daher nicht als Auslöser für eine klassische „Latexallergie“ fungieren.
Gleichzeitig sind sie aber
- ebenso reißfest, wenn nicht sogar noch stabiler,
- sehr dünnwandig,
- mit einer guten Wärmeleitfähigkeit ausgestattet und
- geruchsneutral.
Die etwas aufwendigere Herstellung zieht natürlich etwas höhere Kosten beim Kondomkauf nach sich. Dafür haben aber inzwischen viele Kondomhersteller wie Durex, Billy Boy oder Skyn entsprechende Gummis ganz selbstverständlich im Angebot.
Eine Latexallergie ist also beim besten Willen kein Grund, warum man(n) sich den Spaß am Sex verderben lassen sollte. Und erst recht keine Ausrede für den Verzicht auf Safer Sex …